Geschichte des Küchlebauernhofes

Es liegt eine Geschichte des Küchlebauernhofes vor. Sie wurde vom  Oberrieder Messner und Heimatforscher Hermann Andris zusammen getragen [Andris].

Geschichte des Küchlebauernhofs
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Wolfgang Hilger (aus Aachen) hat diese Geschichte aufbereitet und mit weiteren Daten veröffentlicht [Hilger2004]. Sein Buch kann im Pfarrbüro Maria Krönung in Oberried für ca. 7 € erworben werden (Stand 2014).

Wir können die oben genannte Geschichte des Hofes mit Daten aus weiteren Quellen wie folgt ergänzen. Viel mehr Details, Bilder und Quellenangaben finden sich im 2018 veröffentlichten Buch "Die Wiestlers".

Der von Andris genannte potentielle Namensstifter des Hofes Bläsy Küchlin könnte aus dem Freiburger Adelsgeschlecht der Küchlins stammen.

wird im Verzeichnis der Stifter und Gutthäter der Sankt Michaelskapelle als einer der ersten aufgeführt [KLO-BIB-OBR-312]. Das Verzeichnis beginnt im Jahre 1494 und es ist nicht eindeutige erkennbar, ob Bläsy Küchlin schon im ersten Jahr für die Kapelle gespendet hat. Ein Zusammenhang zum Küchlebauernhof wird in diesem Verzeichnis nicht hergestellt.

Zwischen 1619 und 1621 muss unser Spitzenahn Hans Wüestler den Küchlebauernhof gekauft haben. 1649 war er nachweislich Besitzer des Hofes (s.u.) und wurde als dieser schon 1625 vom Nachbarn verklagt (s.u.). Vor 1618 kann der Kauf nicht getätigkeit worden sein, denn zwischen 1611 und 1618 werden seine vier Kinder an verschienenden Orten des Wilhelmertals geboren [FHL-F865640-KB] und er wird als Besitzer des Oberen Katzensteigerhofs aufgeführt. Nach 1621 kann es nicht gewesen sein, denn die ab 1622 umfangreich vorhanden und wohl strukturierten Ortsprotokolle enthalten keinen Eintrag dazu [LABW-GLAK-61-8511]. Hans Wiestler ist seit mindestens 1611 mit Agnes Schweitzer verheiratet [FHL-F865640-KB-B-16111221], sie war damit ebenfalls Besitzern des Hofes.

1625 wird Hans Wüestler von Anton Wöhrlins Wittwe verklagt [Schwär2014]. Das Grundstück der Wöhrlins grenzt an den Küchlebauernhof [LABW-GLAK-61-8516-10]. Hans Wüestler zahlt 1628 zur Beilegung des Streits mit den Wöhrlins einen jährlichen Zins von 5 fl. (Gulden) [LABW-GLAK-61-8511-106-107]. Somit ist diese Klage der frühste Nachweis von Wiestlers auf dem Küchlebauernhof.

1649 kauft Christian Wiestner den Hof seines verstorbenen Vaters Hans Wiestner von seiner Mutter Anges Schweizer und seinen Brüdern Simon und Martin mit einem Wert von 440 fl. (Gulden) [LABW-GLAK-61-8515-22]. Für die Mutter Agnes Schweizer wird ein Leibgeding vereinbart [LABW-GLAK-61-8512-95-96]. Im Kaufbrief werden auch die Namen der Nachbareigentümer (Werlin, Gasensohn) und die Lage der angrenzenden Gründstück aufgelistet [LABW-GLAK-61-8516-10]. Christian Wiestner war seit 1648 mit Maria Adam verheiratet [FHL-F865640-KB-M-16480525].

1652 wird Christian Wiestner vom Nachbarn Matthis Werlin beim Dinckgericht beschuldigt 3 Jauchert Ackern "bis dato genutzt und gewaltätiger Weise an sich gezogen" zu haben. Werlin erhält Recht und "soll Macht haben, den Brieff mit 20 Cronen wider an sich zu ziehen". [LABW-GLAK-61-8516-1-3] 

1655 beschwert sich Christian Wiestner beim Meyerngericht darüber, dass "die Gemein mache ihm ein Weg durch sein Guth", ist aber "wider ihm erkandt worden"  [LABW-GLAK-61-8516-26-27].

1660 wird Christian Wiestner Mitglied der Bruderschaft des Heiligen Kreuzes, welche 1635 ins Leben gerufen wurde. [KLO-BIB-OBR-311]

1663 stirbt Agnes Schweitzer, die Frau des verstorbenen Johannis Wüestner "ab dem Küchleberg" [FHL-F865640-KB-D-16630331].

1691 wird der Hof mit einem Wert von 857 fl. (Gulden) verkauft [LABW-SAFR-B-702-1-718-66].  Verkäufer sind die Geschwister Christian, Eva und Hans Wüestner, sie erhalten 410 fl. (Gulden); Käufer ist der jüngerer Bruder Jacob Wüestner; auch werden die Namen der Eigentümer und die Lage der angrenzenden Gründstück aufgelistet [LABW-GLAK-61-8527-59]. Vermutlich ist im Kaufpreis von 857 fl. auch der 1653 erworbene Anteil am Erlenbacher enthalten. Jacob heiratet in diesem Jahr Maria Weber [FHL-F865641-KB-M-16910520].

1725 bis 1736 werden Mathias Wiestner und Eva Winterhalter in der oben angehängten Geschichte des Hofes als als Besitzer oder Eigentümer genannt [Andris].  Dies lässt sich nicht nachweisen. Stattdessen ist eindeutig zu belegen, dass Jacob Wiestners Familie bis 1736 die Eigentümer waren (siehe unten).

1729 ist im Verzeichnis der "Restanten" Georg Wüestlin als "Küchlinbauern Sohn" mit den höchsten ausstehenden Schulden des Ortes (50 fl.) vermerkt. Im Register "Abgestrafter … abgehalten Dingg…gericht" (13./14. Juli) wird er mit " des kuchlinbauern Sohn ob adultes" bezeichnet. [LABW-GLAK-229-78222-B-1729]

Der Vater von Georg war Jakob Wiestner, somit war Jakob 1729 (noch) der Küchlebauer.

1736 stirbt der bisherige Eigentümer Jakob Wiestner [FHL-F865642-KB-D-17360430]. Der Hof wird mit einem Wert von 981 fl. (Gulden) verkauft [LABW-SAFR-B-702-1-718-66].

Verkäufer sind Maria Weber (Ehefrau von Jakob), sowie Hans Burckhet (Mann von Jakobs Tochter Maria). Käufer ist Georg Wiestner (Sohn von Jakob). Ein Leibgeding für Maria Weber wird vereinbart. [LABW-GLAK-61-8534-121-125]

Ünerklärlicher Weise wird Geörg Wiestner im Verzeichnis der "Unterthanen, Bauern, welche dem Gotteshaus Oberriet jährl… ein Handfrohn zu entrichten pflichtig" in den Jahren 1736-1748 NICHT aufgeführt [LABW-GLAK-229-78200-1735-1748]. Geörg Wiestner hatte schon 1719 die Gertrud Thoma geheiratet [FHL-F865642-KB-M-17190509].

1753 findet eine genaue Vermessungen des Grundstücks statt.

1757 wird der Hof übergeben und mit einem Wert von 1356 fl. (Gulden) verkauft, neuer Eigentümer ist Geörgs Sohn Joseph Wiestler [LABW-SAFR-B-702-1-718-66].

Verkäufer sind Geörg Wiestner, Gertrud Thoma, Hans Willmann (Ehemann von Maria Wiestner), Agatha Wiestner (Wittwe) und Anna Wiestner (ledig). Es wird ein umfangreiches Leibgeding für die Eltern Geörg und Gertrud vereinbart. [LABW-GLAK-61-13672-19-24]

1762 Die Erträge des Küchlebauernhofes aus der Feldwirtschaft sind 1,5 Sester Roggen, 3 Sester Hafer und kein Weizen oder Gerste. Die Erträge aus Waldungen in eigener Nutzung betragen 56 ??. Es werden 2 Kühe und 1 Kalb im Sommer wie im Winter gehalten, aber kein Pferd und kein Ochse. Erträge aus Mühlen, Wirtshäusern oder Handwerksarbeit liegen nicht vor. In Summe liegt der Küchlebauernhof mit seinem Einkommen im Vergleich mit den anderen Höfen in Oberried eher im unteren Drittel, die Wiestlers waren vermutlich eher eine ärmere Bauernfamilie. [LABW-GLAK-229-78364-1762] 

1778 findet eine genaue Vermessungen des Grundstücks statt.

1797 stirbt der bisherige Hofeigentümer Joesph Wiestler [LABW-GLAK-61-13672-831-836]. Der Hof wird mit einem Wert von 1885 fl. (Gulden) verkauft, neuer Eigentümer ist Mathias Wiestler [LABW-SAFR-B-702-1-718-64, LABW-SAFR-B-702-1-718-256]. Eine Heiratsabrede wird zwischen Mathias Wiestler und Ursula Riesterer getroffen, dabei erhält das Ehepaar die hohe Mitgift von 1000 fl. (Gulden)  [LABW-GLAK-61-13672-831-836].

Ca. 1800 werden auf dem Hof 2 Pferde, 6 Ochsen, 4 Kühe, 2 Schweine und 8 Gaisen gehalten. Zum Hof gehören 8.5 Jauchert gute Matten (keine mittleren oder schlechten), 17.75 Jauchert mittlere Ackern (keine schlechten), kein Wald sowie 1 Jauchert Brand- und Waidfeld. [LABW-SAFR-B-702-1-718-63bis66] Damit liegen die Wiestler und der Hof im Ortsvergleich immer noch im unteren Drittel.